Heute vor 80 Jahren wurde die erste Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Die US-Amerikaner nannten sie «Little Boy». 500 Meter über der Stadt explodierte sie – und die Lebewesen verbrannten auf der Stelle, sogar Stahl schmolz. Little Boy hatte 140'000 Menschen auf dem gewissen, vielleicht auch viel mehr. Die verheerendste Massenvernichtungswaffe, die je eingesetzt wurde. Drei Tage später folgte die nächste, sie hiess «Fat Man». Sie brachte den Massentod über Hiroshima nach Nagasaki. Und heute? Will man uns wieder weismachen, dass atomare Aufrüstung unumgänglich sei, um den Frieden zu erhalten. Damals war Japan am Arsch, war geschlagen und zu keinem Schlag mehr fähig. Die Toten? Es waren 200'000 bis 300'000, man hätte sie leben lassen können. Töten im Namen des Friedens – es ist pervers. Die Amerikaner wurden für dieses schlimmste aller Kriegsverbrechen nie belangt. Und jetzt sitzt ein Irrer am grossen roten Knopf, der mit seiner Macht, die er dadurch bekommen hat, prahlt und droht wie ein dummer Schuljunge, dem der Rotz unter der Nase klebt.
Heute gelernt: Der Begriff «Extinction Burst» bezeichnet ein bestimmtes Verhalten, das verstärkt auftritt, nachdem es nicht mehr belohnt wird. Das Verhalten eskaliert, und zwar nicht, weil es «funktioniert», sondern weil zum letzten Mal versucht wird, es zum Funktionieren zu bringen. Das Verhalten wird lauter, irrationaler, aggressiver. Ein letztes Aufbäumen, ein verzweifelter Versuch, die Kontrolle zurückzuholen.
Okay, man kann einwenden, dass Regierungen in erster Linie dazu da sind, ein geregeltes Zusammenleben zu ermöglichen, die nationalen Interessen zu wahren, dazu gehört die Sicherheit des Volkes, Wohlstandswahrung, Wirtschaftswachstum usw. So etwas wie Erhalt des Planeten, oder das Überleben der Menschheit übersteigt die Kapazitäten von Regierungen. Einverstanden, dann müsste man aber der Wissenschaft, die sich mit solchen Problemen beschäftigen, die grösstmögliche Wichtigkeit und Anerkennung bescheren. Sprich, finanzielle Unterstützung sichern, gewichtige Mitsprache bei der Gesetzgebung und Steuerung des Staates geben. Und sie nicht, wie in den USA und in Teilen des rechtsgerichteten Europas gerade vorgelebt, finanziell kastrieren und ihnen jegliche Glaubwürdigkeit absprechen. Da läuft etwas gewaltig schief.
Und welche Folgen wird das alles haben? Was passiert mit uns, wenn die Jungen sich nicht mehr der mühsamen Auseinandersetzung mit Wort und Syntax stellen müssen, wenn sie zunehmend geistige Spannkraft und Formulierungsgabe verlieren, wenn die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne und die Ausdauerfähigkeit immer weiter sinken? Wir sind mitten in einer Revolution der Geisteswelt, die wir so noch nie erlebt haben, und deren Folgen wir uns wohl nicht ausdenken können und wollen. Und was haben Regierungen für Antworten darauf? Aufrüstung über alles, Sicherheit durch Abschreckung, Deregulierung von Märkten, Abbau des Sozialstaates, Kampf gegen Überfremdung. Sitz ich grad im falschen Boot? Und mir stellt sich noch mehr Fragen: Wozu sind Regierungen da? Was sind ihre zentralen Aufgaben?
In den Schulen wird der digitale Umbruch und seine Folgen gerade exemplarisch deutlich. Schüler, die ihre Texte mit KI-Software schreiben – wie sollen Lehrer damit umgehen? Einige lassen solche Texte nicht gelten, weigern sich, sie zu benoten. Andere ermuntern die Schüler, die Schreibmühen an die Maschine zu delegieren, nutzen KI zunehmend selbst, um Aufgaben für Schüler vorzubereiten, zur Gestaltung des Unterrichts, für Zusammenfassungen. Komplexeste Texte können innert Sekunden zu einem verständlichen fünfminütigen Podcast gefertigt werden. Wie viel Zeit und Mühe man damit spart. KI als bloss ein weiteres Hilfsmittel für den Unterricht zu verstehen, eine Art Taschenrechner mit erweiterten Funktionen, das scheint mir ziemlich naiv. Derselbe Umbruch und Kampf findet gerade im Journalismus statt.
Die Frage, die sich daraus stellt, ist die: Warum treiben wir Menschen mit unaufhaltsamem Trieb unsere Auslöschung voran? Für mich gibt es dazu zwei treffende Schlagwörter. Macht und Profit, die Systemimmanenz der freien Marktwirtschaft. "Big Tech"-Firmen führen ein Wettrennen. Wer schneller und besser ist, der wird mächtiger und reicher. Kein Zufall, dass sich die Tech-Giganten in der US-Regierung eingenistet haben, dort die Deregulierung vorantreiben, damit sie tun und lassen können, was sie wollen, fern von moralischen, ethischen und gesellschaftstragenden Standpunkten. Langfristiges Denken spielt dabei keine Rolle. Nach mir die Sintflut, Hauptsache mir geht es jetzt gut. Vielleicht muss man die heutigen Kriege unter diesem Aspekt verstehen: Es geht um die Sicherung und Eroberung von Rohstoffen, die benötigt werden, um den Digitalisierungskampf voranzutreiben.
Also, um den vorigen Eintrag nochmal zu verdeutliche: Es geht um eine KI, die übermenschlich programmieren kann. Die KI programmiert die KI. Dann geht alles sehr schnell. Unermüdlich und mit immer grösserer Kapazität verbessert dich die KI, um dem Menschen, der das nicht vermag, immer weiter zu enteilen.
Diese Einschätzungen machen schon äs Bitzli nachdenklich. Bis Ende 2027 werde es eine Künstliche Allgemeine Intelligenz geben, die dem Menschen im Denken ebenbürtig ist, also Probleme aller Art mit raffinierten Denkwerkzeugen löst. Das sagt der KI-Forscher Daniel Kokotajlo. Und er geht noch weiter. 2028, also quasi übermorgen, werde sich eine Künstliche Superintelligenz herausbilden, die menschlichen Experten in jedem Bereich geistig überlegen sind – was, weiter gedacht, in etwa zehn Jahren zur Ausrottung der Menschheit durch KI-gebastelte Roboter und Biowaffen führen wird. Bumm!
Fühlt sich richtig kacke an, wenn man zwar politisch interessiert ist, aber man sich mit diesem ganzen Dreck und Müll dieses Egomanen nicht täglich befassen will. Man kommt aber nicht darum herum. Keine Medien, die mir bekannt sind, die da nicht klicksüchtig mitmachen. Er soll ein ganzes Büro voll mit Plot-Schreibern beschäftigen, die ihm die ununterbrochene Berichterstattung weltweit garantieren. Bisher tun sie das wohl zu seiner vollsten Zufriedenheit. Aber halten die das vier Jahre durch? Und was macht das mit uns allen?
Besuch auf dem Anwesen von Fabrizio de André in den Bergen von Gallura auf Sardinien. Ein wahres Paradies auf Erden. Heute ist es ein gepflegtes, kleines Hotel, früher war es das Heim des Liedermachers. 1979 wurde er mit seiner Partnerin, der Sängerin Dori Ghezzi, von seinem Landgut von Sarden entführt, vier Monate in einer Höhle festgehalten, bis sein Vater das hohe Lösegeld bezahlte. De André, linker Pazifist und Anarchist, hatte Verständnis mit den Bauern, die ihn entführten, versöhnte sich und widmete ihnen später ein ganzes Album. Die Entführer wurden gefasst und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. De André starb 1999 an Lungenkrebs. Er wurde 59 Jahre alt. Sein Vermächtnis aber lebt weiter, in seinen Liedern und an diesem schönen Fleckchen Erde in den Bergen von Gallura.
Ich habe heute ein unfassbares Geschenk bekommen. Einen A4-Originalbrief von Jean Tinguely an meinen Kollegen Roger Benoit. Datiert: 24. Oktober 1985. Ich werde den Brief hüten wie einen Gold-Schatz. Formel-1-Fan Tinguely schrieb ihn, nachdem er mit Benoit einen GP besucht hatte. Die beiden waren gute Freunde. Da mich Tinguely als Künstler so sehr fasziniert, könnt ihr euch vorstellen, was mir dieses Präsent bedeutet. Danke von Herzen, Roger.
Heute wäre Jean Tinguely 100 Jahre alt geworden. Er fasziniert mich heute noch, wie er mich fasziniert hat, als ich zum ersten Mal ein Kunstwerk von ihm sah. «Heureka» heisst es, gebastelt aus rostroten Zahnräder, Stange, Hebeln und Gummiriemen. Bei ihm musste stets alles in Bewegung sein und durfte höllischen Krach machen. Bewegung, die sich scheinbar sinnlos wiederholt, oder in die Leere führt, ohne etwas zu produzieren. Die Maschine als Werkzeug, das Geratter und Geknatter in Poesie verwandelt. 2021 habe ich ein Bild gemalt, und es Tinguely getauft. Eine Dokumentation über den Ferrari-Fan aus Fribourg und seine zweite Ehefrau, Niki de Saint Phalle, hatte mich damals dazu inspiriert.
Perfider gehts nicht: Dem südafrikanischen Präsidenten vor laufender Kamera im Oval Office mithilfe eines fragwürdigen Videos eklatanter Rassismus, gar Genozid der schwarzen an der weissen Bevölkerung in Südafrika vorzuwerfen. Das ist eine absurde Verkehrung der amerikanischen Geschichte und Realität, die Trumps Wähler bestimmt gefallen wird, aber an Unverschämtheit nicht zu überbieten ist. Möchte wissen, was los wäre, würde dieser schreckliche Mensch selber mal so vorgeführt werden bei einem Staatsbesuch vor laufender Kamera.
Also wenn diese Welt und die ethischen Leitplanken, mit denen man das Gute vom Bösen unterscheiden kann, die das Zusammenleben unter moralischen Ansprüchen erst möglich machen, nicht völlig aus den Fugen, quasi unrettbar verloren ist, dann wird Dumb-Trump und seine Vebrecherbande in absehbarer Zeit von einem anständigen Gericht verurteilt – und wenn es das jüngste ist. Er wird allerdings nicht im weltlichen Knast enden, weil er aus gesundheitlichen Gründen zu keiner Haft mehr fähig sein wird, er wird noch im gedanklichen Nirvana darüber lachen, wie er die Hälfte der Menschheit verarscht hat, aber niemals merken, wie ihn die Saudis gerade über den Tisch ziehen, die ihm ein Luxus-Jet im Wert von 400 Millionen schenken. Einfach so – versteht sich.
Bruce Springsteen und seine E Street Band um Steven Van Zandt haben sich stets und von Anfang an unmissverständlich gegen die Politik von Dumb-Trump positioniert. Nun sagt Van Zandt, dass sie in den letzten Jahren darum die Hälfte ihres Publikums verloren hätten. Ich hole gleich alle Springsteen-Scheiben hervor, ich habe sie alle, und höre sie mir wieder und wieder an. Lang' lebe der Boss!
Zwei fremde Augen, ein kurzer, tiefer Blick. Ein sanftes Lächeln, ein angedeutetes Nicken. Was war das? Vielleicht dein Lebensglück. Vorbei, verweht, verflüchtigt...