31. Oktober 2024, 19.24 Uhr
Who are you?
Das war eine Eingebung während des Joggings. Da lief dieses Lied: «Peki Peki Song» von Ti.po.ta. Da gibt es ein Wesen, das auf dem Mars lebt, und auf die Erde hinabschaut und Sterne sieht. Superstars. Es kennt die Namen, weiss sie aber nicht zuzuordnen. Ein paar Namen habe ich übernommen, ein paar meiner «Helden for ever» dazugetan. Daraus etwas Eigenes gemacht. Die wichtigste Frage im Bild ist: «Where are you?» Inmitten all der Vorbilder: Was macht dich aus? Was ist dir eigen? Was hast du aus den Vorlagen gemacht? Wie hast du dich daraus entwickelt? Welche Sprache sprichst du? Das ist wohl nach eigenem Ermessen ein Schlüsselwerk meines bisherigen Schaffens. Danke Manu Chao.
26. Oktober 2024, 20.29 Uhr
Heiliges Fernweh
Manchmal reicht ein Konzert, um neue Inspiration zu erlangen. «Heiliges Fernweh», ein Titel der Gruppe Fortuna Ehrenfeld mit ihrem genialen Kopf Martin Bechler: «Kannst du das spüren? Heiliges Fernweh. Siehst du die Sonne und hörst du den Regen? Stunden um Stunden traust du dich fliegen, greifst du die Tiefe.» Versteht man nicht auf den ersten Eindruck, wirkt aber nach. Das bildlich umzusetzen, kann nur eine Annäherung sein. Bechler öffnet neue Welten, wenn man sich denn auf ihn einlässt, was sich mehr als lohnt.
19. August 2024, 21.03 Uhr
Flores y Limones
Die Blüten der Blumen sehen etwas giftig aus. Eine Mischung zwischen Herbstzeitlose und Engelstrompeten vielleicht. Aber in Wahrheit sind sie völlig harmlos. Wenn der Anblick trotzdem leichten Schwindel erregen sollte, dann hätte das Bild seinen Zweck bereits erfüllt, nämlich etwas im Betrachter auszulösen. Am besten zur Geltung kommen die Farben, wenn sie von der Sonne oder einem Spot beleuchtet werden. An der «Soul-Kitchen»-Ausstellung war Flores y Limones, so etwas wie der Publikumsliebling.
5. Juli 2024, 07.22 Uhr
Paris
Ja, ich war schon öfter in Paris und ich gehe am 23. Juli wieder hin, dann geschäftlich für die Berichterstattung über Olympia. Aber diese Stadt hat mich längst zuvor gepackt. Sie fasziniert mich und ängstigt mich. Wenn ich an Paris denke, denke ich an Zeiten, die ich dort nicht erlebt habe. An Baudelaire, an Picasso und die Künstler der Dreissiger, an Jim Morrison, der in Paris die Ruhe suchte und dort viel zu früh gestorben ist, an die Chansons, die Poèmes, die Seine und selbstverständlich an «Les amants du pont-neuf». Und an den Terror, der droht und dessen Gefahr ich mich für dreieinhalb Wochen aussetzen werde.
17. Juni 2024, 16.44 Uhr
Mistral Gagnant 2.0
Na ja, der Titel braucht eine Erklärung. Vielleicht kennt noch jemand die kleinen Papierpäckchen mit süssem Pulver drin, die man früher an den Kiosken für ein
paar Rappen kaufen konnte. Das Pülverchen hat man dann ex auf die Zunge geschüttet und in Kombination mit dem Wasser im Mund explodierte das Zeugs in allen Farben und Richtungen. Auf
Französisch hiessen diese Päckchen «Les mistrals gagnants». Renaud hat über die gute alte Zeit mit den verschiedenen Süssigkeiten ein Lied gemacht und es «Mistral Gagnant» genannt. Es gilt als
eines der Lieblingslieder der Franzosen überhaupt, obwohl nicht alle den Titel verstehen. Gagnant heisst es darum, weil in einigen Päckchen Zettelchen drin steckten, welche den Gewinn
weiterer Päckchen anzeigten. Ich habe schon einmal ein Bild mit diesem Titel gemalt, darum bei diesem jetzt das 2.0 angefügt. Übrigens: Noch schöner als das Original von Renaud finde ich das
Cover der kanadischen Sängerin Béatrice Martin, die sich Cœur de Pirate nennt und eine einzigartige Stimme hat, die einem (mir) das Herz höher schlagen lässt.
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12. Juni 2024, 10.12 Uhr
The Legend
Das war eine Auftragsarbeit für eine Legende de Formel 1 mit wenigen Vorgaben. Ich habe mir zuerst die Zähne ausge-bissen. Es hat gedauert und gedauert,
dann plötzlich und endlich ein Durchbruch nach sehr langer Zeit, welche Geduld und Passion forderte. Kunde zufrieden, Künstler zufrieden.
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11. Juni 2024, 18.55 Uhr
Paved
Zu diesem Bild kann ich nicht viel sagen, viel Verstecktes, Überklebtes, eine fragile Angelegenheit. Ich habe das Bild zuerst auf Instagram gepostet, dazu
mit «Fragile» von Sting unterlegt. Die Sozialen Medien sind ein kleiner Vorgeschmack, was einen erwartet, wenn man in die Öffentlichkeit geht mit etwas sehr Persönlichem. Ein erster Gradmesser,
aber eigentlich völlig egal. Kunst ist Ansichtssache und muss nicht gefallen. Solange sie etwas auszudrücken vermag, ist alles gut. Mir gefällt das Resultat.
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09. Juni 2024, 23.22 Uhr
Out of Time
Ist die Zeit mein Feind? Weil sie mich treibt und hetzt? Weil sie mich besiegen wird irgendwann?
Oder ist sie mein Freund, weil sie da ist und mir Lebensraum gibt, sie sich nicht versteckt? Sich auch zurückzieht, wenn sie denkt, dass ich das gerade brauche? Wenn ich enen Sonntag im Atelier
verbringe, umhüllt von Kaffee. und Farbenduft, die Musik läuft, draussen regnet es, dann ist sie nicht da, die Zeit. Dann schwebe ich ausserhalb und denke nicht an sie. Und dann schrecke ich auf,
weil schon Abend ist und lächle, wenn ich sehe, was entstanden ist (zumindest in diesem Fall).
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09. Juni 2024, 23.22 Uhr
¿Y Ahora Qué?
Ahh, wild und ungestüm, einfach drauflos. Ein halbes Album von Manu Chao auf einer kleinen Leinwand. Das hat Spass gemacht. Ich stelle mir eine grosse Mauer vor,
welche ich so bemalt hätte. Mit Spray und Farbe und ohne künstlerischen Anspruch. Das wäre toll. Nun ist es kein Mural geworden, aber ein Bild, das mir zulächelt. Übrigens: Wer Manu Chao mag,
sollte sich auch mal die Remix-Version von Bongo Bong des DJ's Francis Mercier anhören. Braucht Lautstärke: «Je ne t'aime plus, mon amour …» Und was jetzt?
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09. Juni 2024, 23.22 Uhr
The Message
Das ist keine «Message in a Bottle», aber sinngemäss doch. Und ja, da steht wirklich etwas, man müsste tiefer graben, um es lesbar zu machen. Einmal mehr habe ich
bemerkt, dass die Wirkung der Farben auf schwarzem Hintergrund einfacher zu erzeugen ist. Ich werde es wieder versuchen. Habe für dieses Bild übrigens ein grosses Kompliment aus berufenem
Munde gekriegt. Aber ich bin ehrlich: Ohne Büne Hubers Kunst gäbe es dieses Bild so nicht.
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2. Juni 2024, 20.41 Uhr
Papillon
Manche Bilder gehen leicht von der Hand, manche schwerer, andere ganz schwer. Wann ein Bild zu Ende ist, also wirklich fertig, sagt mir meistens mein Bauchgefühl. Doch dann verändert sich die Wahrnehmung täglich, man macht es wieder auf, macht noch dieses und das oder überstreicht es gleich ganz. Papillon war eine Raupe, die kein Schmetterling werden wollte und schliesslich doch einer wurde. Das Bild ist vollbepackt und trotzdem wolkenleicht. So, wie ich es mir ganz am Anfang vorgestellt habe.
14. März 2024, 09.19 Uhr
La Müsig
Inspiration, um dieses Bild zu malen, war die Berner Künstlerin Esther Altdorfer, besser gesagt, ihr emotionales, unbarmherziges Werk, das zwischen Rausch und Verzweiflung, Klarheit und Chaos mäandert. 1989 gab es eine Ausstellung im Berner Kunstmuseum. Das war ein Jahr nach dem Tod von Esther Altdorfer, die nur 52 Jahre alt wurde. Ich habe sie am 1. Januar 2024 entdeckt, bei einem Streifzug durch eben dieses Kunstmuseum, wo eine Ecke immer noch (oder wieder) ihr gewidmet ist. Im Internet findet man wenig über sie. Ich habe einen Katalog zur Ausstellung 1989 entdeckt und gebraucht gekauft. Ein seltenes Exemplar, das ich hüte wie einen Goldschatz. Und noch eine Zusatzbemerkung. Das Schriftelement (blau auf schwarz) im Mittelteil ist Büne Huber entlehnt. «Hombre Caïdo» heisst die 24x18 cm grosse Komposition. Für 1000 Franken kann man es auf Bünes Kunsthomepage kaufen.
6. Juni 2024, 12.34 Uhr
Can't Take my Eyes of You
Wer den Film «The Deerhunter» von Michael Cimino gesehen hat, weiss, um was es bei «Can't Take my Eyes of You» geht. Die Barszene, wenn Robert de Niro, Christopher Walken, John Savage, der grossartige John Cazale (mein absoluter Lieblingsschauspieler, bei den Dreh-arbeiten zu «The Deerhunter» bereits todkrank) und Chuck Aspegren, gehört für mich zu den besten Szenen der Filmgeschichte. Dieses Bild hat nicht direkt etwas mit «Die durch die Hölle gehen» (Deutscher Titel) zu tun. Oder doch? «I love you baby, and if it's quite alright, I need you baby, to warm the lonely night …»
24. April 2024, 19.49 Uhr
Wheels of Life
Mit 120x150 ist das die grösste Leinwand, die ich bisher je bemalt habe. The Wheels of Life ist eine in die Jahre gekommene Liebes-Schnulze, gesungen von Chi Coltrane, die in unser allen Herzen pochte, als wir Teenager waren. Damals, als das Leben noch unendlich viele Türen hatte. Heute wissen wir, dass die Räder des Lebens zwar unerbittlich drehen, aber nicht geradeaus. Was bleibt, wenn wir zurückschauen? Woran wollen wir uns erinnern? Was verschwimmt im weissen Vorhang des Vergessens?
1. Februar 2024, 19.13 Uhr
La Balade
Am Anfang war das Wort. «La Balade» ist mir als Ausdruck hängengeblieben, seit ich ihm in der Schule zum ersten Mal begegnet bin. Ein wunderschönes Wort, man muss es bloss einmal
aussprechen, um die Magie zu spüren. Ich dachte zuerst, es heisst auf Deutsch übersetzt «die Ballade», aber es heisst «der Spaziergang», «der Streifzug», «der Ausflug» – etwas Leichtes,
Fröhliches, Beschwingtes. Zuerst war da nur dieses Wort, jetzt ist daraus ein Bild geworden.
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12. Dezember 2023, 02.35 Uhr
Yayoi Street
Bilbao gehört zu meinen absoluten Städtefavoriten. Ein cooler Mix aus Arbeiterstadtgroove und modernem Architektur-spektakel. Über allem steht das Guggenheim Museum. Da habe ich im Herbst 2023
die Ausstellung der ja-panischen Künstler-Ikona Yayoi Kusama angeschaut. Mit ihren Bildern im Kopf habe ich dieses Bild gemalt.
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21. September 2023, 07.49 Uhr
Friends
Bücher, mit denen man viel Zeit verbringt, in die man eintaucht, als wäre man ein Teil der Handlung, die zu Freunden auf Zeit werden, nachhallen, Lieblingsbücher, real friends, von denen man
lernt, die berühren, die einem Kraft und Orientierung geben. Eine platz beschränkte Liste der Freunde zu machen, ist eine coole Beschäftigung, die einen aber nie befriedigt, weil die
Liste auch anders aussehen könnte beim Überdenken, oder so, oder nochmal anders. Darum ist das hier nur eine Momentaufnahme, die bald schon überholt sein könnte. PS: Zum ersten Mal mit einer
Schablone das Namenskürzel gesprüht. Hab ich bei Banksy in der Ausstellung gesehen. Ist einfacher und sieht dann auch überall gleich aus.
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22. August 2023, 14.17 Uhr
La Piragua
Anfang August besuchte ich die Kunstausstellung von «Patent Ochsner»- Sänger Büne Huber im Naturhistorischen Museum in Bern. Sie hat mich extrem begeistert. Im Bild Ile de Beauté – «Je te chante une Chanson» malte er eine Menükarte auf die Leinwand. Als ich später im besten Tapas-Lokal Schaffhausens, dem «Al Andalus / Casa Rosado» sass und die Menükarte anschaute, kam mir die Idee, meine Lieblingsspeisen aufzuführen. So entstand dieses Bild, das mir ans Herz gewachsen ist – inspiriert von Büne und von Jose vom Al Andalus. Danke den beiden. Der eine weiss es, der andere nicht.
4. August 2023, 19.43 Uhr
Jean is alive
Wer genau hinschaut, entdeckt im Bild das Antlitz der Schauspielerin Jean Seberg, die mich in Godards Erstling «A bout de souffle» als Patricia Franchini den Atem raubte. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme, ein französischer Gangsterfilm. Auch über Jean Seberg gibt es Filme, der neuste heisst «Jean Seberg – Against all Enemies» und zeigt, wie die Schauspielerin zur Zielscheibe des FBI wird, quasi zu Amerikas Feind Nummer 1. Seberg nahm sich 1979 in Paris das Leben (offizielle Version).
23. Juli 2023, 20.56 Uhr
Presummer Swing
Wie wunderbar es ist, an einem Bild malend im Atelier zu versinken, zeitlos, musslos, losgelöst. Weit weg von der «Fear of missing out», dieser Angst etwas zu verpassen, welche einem früher oft beschlichen hat, bloss um danach fast immer erkennen zu müssen, dass die Angst völlig unbegründet war, weil es nichts zu verpassen gab. Ich würde etwas verpassen, hätte ich diese freien Stunden der Musse nicht, in denen zum Takt mal leiser, mal lauterer Musik etwas entsteht wie der Presummer Swing.
15. März 2023, 22.22 Uhr
Rêverie
Wieder einmal ein kleineres Format. Es war ein spezieller Tag im Atelier. Draussen regnete es, drinnen war es kalt. Die Musik lief und ich hatte zwei dicke Pullis an. Die Zeit raste dahin, ich vergass das Draussen und den Regen. Und das Bild entstand quasi zufällig. Ich träumte ein bisschen dahin. Ich war in Wien. Es roch nach Kaffee, Frühling und Theater.
8. März 2023, 10.18 Uhr
El Carruaje
Etwas schwierig zu fotografieren in diesem Format. Wo soll ich anfangen? Als Teenie verbrachte ich drei Monate in Florenz bei einer Freundin der Familie. Da habe n wir ein Open-Air-Konzert besucht von Renato Zero, dem römischen Cantautore, der mir noch heute unter die Haut geht. Es kam dieses Lied, ich kannte es nicht, es heisst «Il Corrazone», es handelt vom Zug des Lebens, und charakterisiert verschiedene Menschen, von Clowns, Bettler bis zu Königen. Quasi ein Fellini-Film in Musik ausgedrückt. Nach drei Sätzen hörte er auf zu singen, denn alle, wirklich alle, die da waren, sangen den Song auswendig mit. Jedes Wort, jede Zeile. Vielleicht das Emotionalste, was mir je geschehen ist. Seither begleitet mich dieses Lied, ich kann inzwischen auch jedes Wort mitsingen (leider zu spät). Da ich eine Vorliebe für die spanische Sprache habe und seit Jahren daran bin, sie zu erlernen (uff!), habe ich dieses Lied von renato irgendwann auf spanisch übersetzt. Etwas Freestyle, würde ich sagen, aber schön ist es und das Bild wirkt. Hier gehts zum Bild
1. März 2023, 18.25 Uhr
Babalola
Aufgrund dieses Bildes hat mich jemand gefragt, was das für ein Malstil sei. Ich weiss es nicht, es ist am ehesten angelehnt an den abstrakten Expressionismus.
Dieses Bild hat vielleicht keinen Anfang, aber ein Ende. Und innerhalb dieser festen Struktur kann alles passieren.
17. Januar 2023, 11.41 Uhr
La vida unica
Ich mag es, abstrakte Malerei mit Text zu verbinden. «Life is too short for all the lives I have dreamed of living» ist ein Zitat von David Jones, eines jungen Schriftstellers aus Liverpool, das ich auf Spanisch übersetzt habe, weil mir die Sprache gefällt. Ich bin zufällig auf das Zitat gestossen, als ich etwas über David Bowie nachgelesen habe, der eigentlich auch David Jones hiess: David Robert Jones. Ich finde: Steckt was drin, in diesem Satz!
5. Januar 2023, 15.47 Uhr
Onirique
Dieses Bild ist eine Entwicklung von früheren Techniken. Wer genau hinschaut, sieht Menschen, blaue und mandarine. Onirique ist ein wunder-schönes französisches Wort. Man kann es mit «traumhaft», «fantastisch» oder «surreal» übersetzen. Es führt dich in eine andere Welt. Alles ist da und doch nicht greifbar. Beim Malen habe ich mir Patrick Bruels «Je l'ai fait cent fois» in Dauerschleife angehört und versucht, die Melodie in Pinselstriche umzusetzen. Das ist ein sehr spontanes Bild, das keinen Plan hatte, ausser die Auswahl der ganz feinen Pinsel und der Farben. Es ist mein erstes Bild im Jahr 2023.
19. November 2022, 11.23 Uhr
Navagio
Ich war noch nie in Zakynthos, aber die Geschichte gefällt mir. Navagio ist ein Strand auf dieser griechischen Insel. Da liegt das rostige Wrack eines Bootes auf dem Sand. Offenbar war es einst das Boot von Schmugglern, die während einer stürmischen Nacht 1983 dort Schiffbruch erlitten haben. Eigentlich heisst der Strand Agios Georgios, aber davon will niemand mehr etwas wissen. «Navagio» ist das griechische Wort für «Schiffbruch». Und die wunderschöne Bucht mit dem Wrack ist inzwischen weltbekannt – und wird von Massen von Menschen fotografisch festgehalten. Das alles hat nichts mit diesem Bild zu tun, das ganz intuitiv entstanden ist. Aber zumindest trägt es den Namen, der für mich weniger nach Giechenland, mehr nach Fellini klingt.
24. Oktober 2022, 22.45 Uhr
Das Gelbe Manifest
Neues ausprobieren, neue Farben, neue Technik. Mit dieser Intention kams zu diesem Bild. Es hat keinen tieferen Grund, es hat einfach Spass gemacht, es entshene zu lassen. Vieles war bloss Zufall. Das Eine hat sich zum Anderen ergeben. Ich war kritisch wegen der dominanten Farbe Gelb. Eigentlich eine schwierige Ausgangslage, mit dem Resultat bin ich aber sehr zufrieden. Es sieht in meinen Augen frisch und munter aus.
2. Oktober 2022, 12.31 Uhr
Naima (Take 3)
Ein Bild auf schwarzen Hintergrund zu malen, ist immer ein Abenteuer. Es braucht bestimmte Farben, dass diese die gewünschte Wirkung erzielen. Und Qualitäts-Farben werden immer teurer. Die Verkäuferin des Farbenladens meiner Wahl, hat gesagt, ihr sei es ein bisschen peinlich, weil die Farben so teuer geworden sind während der Pandemie. Das Bild heisst Naima (Take 3) in Anlehnung an John Coltranes Lied «Naima (Take 2)», das mir gut gefällt, weil es angesagt wird. Das Bild hängt jetzt in Baden AG in einem Altbau und passt zur lauten Szenerie auf der Strasse.
5. Oktober 2021, 19.01 Uhr
Tinguely
Seit ich 2010 die Dokumentation von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely gesehen habe, bin ich Fan der beiden: Bonnie & Clyde der Kunst. Zwei geniale Rastlose. Bei Tinguely bewegt sich immer etwas, da klopfen Maschinen, rollen Räder, da ratterts und knatterts. Das habe ich in diesem Bild festhalten wollen. Ich höre Lärm, wenn ich es betrachte. Das war das Ziel.
28. September 2021, 10.18 Uhr
Chopin
Die Fortsetzung der Mitchell inspirierten Malereien (siehe unten). Ich habe Musik gehört beim Malen dieses Bildes. Frédéric Chopin, ein Genie und die erste klassische Musik, die mir schon als kleiner Junge gefallen hat. Heute ist das anders, es gibt so viel schöne klassische Musik. Man muss sie einfach entdecken und die Musse haben, sich auf sie einlassen. Ich habe mich von Chopin treiben lassen, mal feinfühlig, mal impulsiv, stets emotional berührt und geführt. Das Bild entstand in einer einzigen Session, die ungefähr drei Stunden dauerte.
13. September 2021, 22.39 Uhr
Lavender Haze
Ich habe versucht, mich ein bisschen an die Technik von Joan Mitchell anzulehnen. Schwierig, denn die Leichtigkeit in ihren Bildern ist grosse grosse Kunst. Sie war eine brillante Malerin. Irgendwann, ziemlich schnell, hat sich das Bild in eine eigene Richtung gelenkt und schliesslich hatte es nichts mehr zu tun mit der Vorlage, die ich mir aus einem Mitchell-Buch zurechtgelegt habe.
10. September 2021, 18.44 Uhr
«Si no cambias …»
Hier habe ich eine neue Technik ausprobiert. Schwarzer Hintergrund, grelle Farben und ich wollte Text im Bild. Da ich immer noch fleissig Spanisch lerne, habe ich diesen geläufigen Satz hier gleich angewendet: «Si no cambias, todo se repite», wenn du nichts änderst, wiederholt sich alles. Für einen guten Freund war das offenbar genau der richtige Satz in einem Moment der Krise. Und so hängt das Bild jetzt bei ihm an der Wand.
9. August 2021, 20.39 Uhr
Duende
Dieses Wort stammt aus dem Spanischen und bezeichnet eigentlich den Höhepunkt des Flamenco. Übersetzen kann man diesen wunderschönen Begriff am ehesten mit «Besessenheit», «Hypnose», «Enthusiamus». Es ist der Moment, wenn ein Tänzer aus einer reglosen Pose eine blitzschnelle Bewegung im richtigen Moment durchführt. Ein Moment, der aus spontaner dem Leben eigener Kraft in uns entsteht. Inspiriert hat mich ein Atelier-Besuch eines guten Freundes , der gerade eine schwierige Zeit durchstehen muss. Ich wünsche ihm alles Glück der Welt.
27. Juni 2021, 13.38 Uhr
L'été indien
Das ist ein bisschen Sonne und Wärme, bisschen Fernweh vielleicht, bisschen Südfrankreich, die Camargue und Lieder, die man Jahre später noch mitsingen kann, die unendlich sind, wie «L'été
indien» von Joe Dassin es ist. Lieder, die einem unweigerlich Gerüche in die Nase steigen lassen, Lavendel und Thymian, und Erinnerungen aufleben lassen, «je n'ai jamais été aussi heuereux que ce
matin-là», Erspürtes erwecken wie das Salz auf der Haut nach dem Schwumm im Meer.
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27. Juni 2021, 13.38 Uhr
Evander
Eine Auftragsarbeit für eine aktive Boxerin mit Mumm. Mit ein paar wenigen Vorgaben: Quer sollte es sein und in Brauntönen gehalten. Herausgekommen ist dieses Bild und schon beim Malen wusste ich, dass ich es Evander taufen werde. Klar: zu Ehren des Box-Champions Evander Holyfield, den ich bei seinem Auftritt in Zürich 2008 kennengelernt habe. Damals boxte er, bereits 46-jährig, gegen den Russen Nikolai Valuev und verlor umstritten. In dieses Bild kann man Dinge hereininterpretieren, wenn man denn will: Ohren zum Beispiel und in der Mitte ein angebissenes Ohr. Holyfield wurde ja nicht nur für seine grossartigen Kämpfe und Siege berühmt, sondern auch durch den Skandal-Kampf gegen Mike Tyson 1997, als Iron-Mike dem guten Evander in der dritten Runde einen Teil des rechten Ohrs abgebissen hat.
16. Mai 2021, 17.29 Uhr
Fiesta
Jetzt, wo sich der Sommer langsam ankündigt, wo man die Sonne herbeisehnt und das Ende der Pandemie-Einschränkungen, passen diese warmen Farben doch ganz gut. Angelehnt an «Sketches of Spain» von Miles Davis, «Olé» von John Coltrane und «Fiesta» von Ernest Hemingway hat das Bild einen stark spanischen Einfluss. Meine Wunschvorstellung ist, dass man sich beim Anblick fallen lassen kann in eine schöne Stimmung und mitfliegen wie bei einem packenden Sax-Solo von Trane.
10.Mai 2021, 09.08 Uhr
Grapevine
Bis dieses Bild einen Namen hatte, dauerte es ein bisschen. Schliesslich halfen Marvin Gaye und CCR. Grapevine bedeutet Weinstock, aber als Teil des Satzes «I heard it through the Grapevine» bedeutet es auch Klatsch, den man über Hörensagen aufgeschnappt hat. Das hat mir gefallen. Das Bild hängt an einem wunderschönen Örtchen und ist gut aufgehoben.
17. April 2021, 19.37 Uhr
Mistral Gagnant
Früher konnte man so kleine Papiertütchen am Kiosk kaufen. Da hatte es farbiges Tiki-Pulver drin. Das kippte man auf die Zunge und dann explodierte das ganze zu Schaum. In Frankreich nannte man diese Tütchen Les mistrals gagnants. Der französische Sänger Renaud hat ein wunderschönes Lied daraus gemacht, ich aus dem Lied ein Bild. «A marcher sous la pluie cinq minutes avec toi. Et regarder la vie tant qu'y en a... »
10. April 2021, 13.49 Uhr
Gogol
Der Name dieses Bildes hat nichts mit dem ukrainischen Schriftsteller Nikolai Gogol zu tun, von dem ich noch nie ein Buch gelesen habe. Aber mit dem Klavierstück des kanadischen Virtuosen Chilly Gonzales. Er taufte es Gogol und es klingt beschwingt russisch und melancholisch mollig. Und irgendwie passt es zu diesem Bild. Und Gogol ist einfach auch ein cooler Name, kurz und prägnant.
17. Februar 2021, 9.15 Uhr
Argo
1985 schickte das US-Forschungsschiff «Knorr» im Nordatlantik, 750 km südöstlich von Neufundland, ein Unterwasserfahrzeug namens «Argo» auf die Suche nach dem legendären Ozeandampfer «Titanic»,
oder besser gesagt, nach dem, was davon übrig blieb. In knapp 4000 Meter Tiefe wird dieses fündig und sendet Bilder in den Kontrollraum der «Knorr», wo Wissenschaftler aufgeregt und ungläubig auf
den Bildschirm starren. Trümmer sind zu erkennen, Kohle, dann ein Dampfkessel, Schiffswände, Bullaugen, geborstene Relings. Argo legt Stück für Stück. Meter für Meter das Wrack der «Titanic» frei
und mit ihm die Erinnerungen an Leben, Farben, Formen, Freude, Tanz, Klunker, Abenteuer, ein beinaher unerschöpflicher Reichtum an Menschsein entsteht aus dem Dunklen Blaugrau des Ozeans. Dieses
Bild, einzig aus den Emotionen heraus entstanden, die eine arge Lebenserschütterung loslöste, wurde von einem seiner ersten Betrachter getauft. Ihm ist spontan diese Geschichte in den Sinn
gekommen. Er hat dem Bild diesen Namen gegeben. Ich finde ihn passend und wunderschön.
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15. September 2020, 12.32 Uhr
Atrapasueños (Traumfänger)
Dieses Bild ist nebenbei entstanden: als Farbentwurf und Pinselversuch für ein anderes Bild, das schliesslich nicht gelungen ist. Je mehr Schwünge ich malte, desto leichter wurde das Bild, trotz dem schweren Braun und dem grellen Pink. Der Name wurde mir zugeflüstert; sachlich, nicht leiden-schaftlich. Auf Spanisch hat er mir besser gefallen und hat eine andere Bedeutung. Traumfänger, ein schönes Wort, das auf Spanisch schwer beginnt und sich schliesslich in der Leichtigkeit einer Welle zu ver-flüchtigen scheint.
23. März 2020, 12.40 Uhr
No time for sleep
Mein erstes Bild während Corona. Da S mit einer Freundin zum Kaffee war und diese kurz darauf positiv getestet wurde, musste S und ich zehn Tage in Isolation. Das war langweilig, andererseits auch interessant, weil der Drang, die Natur zu riechen, sie zu berühren so riesig war wie das Verlangen nach Weite und Freiheit. Doch blieb nur der begrenzte Platz im Haus, in dem ich mir den Weg bahnte. In dem ich schlaflos die Meter abschritt, dass bloss die Zeit schnell vorbeigehen möge.
27. Dezember 2019, 12.47 Uhr
15 Buchanfänge
Das ist keine Rangliste meiner 15 Lieblingsbücher, aber eine Auflistung erster Sätze von Büchern, die mir aus verschiedenen Gründen viel bedeuten, und die ich auf einem Bild verbunden und verewigt habe. Die 15 Bücher von oben nach unten:- Patti Smith, Hingabe - Marie Modiano, Ende der Spielzeit - Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins - Julio Cortázar, Der Verfolger - Michail Bulgakow, Der Meister und Margarita - Alessandro Baricco, Oceano Mare - Jean-Michel Guenassia, Der Club der unverbesserlichen Optimisten - John Fante, Arturo Bandini - John L. Parker, Cassidys Lauf - Haruki Murakami, 1Q84 - Ernest Hemingway, Der alte Mann und das Meer - James Salter, Lichtjahre - Pedro Lenz, Tanze wie ne Schmetterling - Hansjörg Schertenleib, Der Papierkönig - Erich Kästner, Gang vor die Hunde. Hier gehts zum Bild
2. August 2019, 15.48 Uhr
Nachtblüten
Diese Blumen sind speziell.Sie ziehen abends ihre Blüten nicht zusammen, vielmehr gedeihen sie in der Nacht und erschlängeln sich neue Wege. Das Bild hängt im Wallis an einer Holzwand am Fusse der Skipiste. Ein schönes Plätzchen.
10. Juni 2019, 13.40 Uhr
Solange es Blumen gibt...
Das neue Bild ist fertig und auf der Seite ausgestellt. Es trägt den Namen As long as there are flowers. Aber das ist bloss die Kurzversion, der Satz geht noch weiter: As long as there are flowers in this world, life is beautiful. «Träume sind süss, bis sie nicht mehr sind. Menschen sind nett, bis sie es nicht mehr sind, Blumen blühen, bis sie verrotten und auseinander fallen.»
21. April 2019, 23.53 Uhr
Hemingway
Dieses Bild war Neuland für mich, es wurde ein interessantes Projekt mit Spraydosen. Ich weiss nicht, wie viele Flaschen Wein Ernest Hemingway in seinem Leben getrunken hat. Ich weiss aber, dass es kaum einen literarischen Text von ihm gibt, der nicht vom Trinken handelt. Mein Liebling ist Fiesta. Und meine Reise in den Norden Spaniens steht noch an.